Konzert für Schafe und die Vielfalt der Arten
Trioformation Autochthon reagiert mit Klangexperiment auf Corona und den Notstand der Natur
In einer Zeit in der die Menschheit durch eine Virus-Pandemie auf dem Prüfstand steht und gleichzeitig ihr einziger Lebensraum von einem enormen Artensterben heimgesucht wird, haben drei experimentierfreudige Musiker – Hartmut Oßwald (Saxophone, Bassklarinette), Stefan Scheib (Kontrabass) und Wolfgang Schliemann (Schlagwerk) – ein außergewöhnliches Kunstprojekt realisiert.
Die Trioformation trägt den Namen „Autochthon“ (altgriechisch: Αὐτόχθων = „Erdentsprossener“ für „einheimisch, eingeboren, alteingesessen oder hier entstanden“) und in diesem Sinne verstehen sich die Musiker als Eingeborene des mitteleuropäischen Raums, als Einheimische sind sie bodenständig, als Weltbürger alteingesessen. Verwurzelt im Tradierten und offen für Impulse und Fragen von außen sind sie dem Klangreichtum und der Vitalität der improvisierten Musik verbunden.
In einer Zeit in der die Menschheit durch eine Virus-Pandemie auf dem Prüfstand steht, zog die Formation im Sommer ins Biosphärenreservat Bliesgau, um ein Konzert für Schafe und mit gleichem Ton auch für die Artenvielfalt aufzuzeichnen. Schauplätze waren der KulturOrt Wintringer Kapelle auf dem Wintringer Hof nahe Kleinblittersdorf und offene Schafweiden zwischen Seelbach und Heckendalheim.
Vor Ort – im Offenen – knüpfte die Trioformation auf künstlerische Art und Weise (Klang – Film – Poesie) an das Verhältnis des Menschen zu seinem Lebensraum – die Biosphäre Erde – an. Unter dem Leitsatz „Man and the Biosphere – Der Mensch und die Biosphäre“ bringt die UNESCO ihre Vision von nachhaltigem Zusammenleben von Mensch und Natur auf den Punkt.
Der Künstler/Freund des Trios KunstSchäfer Rudolf Schwarz hat das Projekt mit seinem Fachwissen als Schäfer inspiriert und konnte die Bliesgau-Bio-Schäferei Ernst in Assweiler/
Entstanden ist ein Gesamtkunstwerk: Skurrile Klang- und Bildwelten über die sich im ersten Augenblick sogar schmunzeln lässt und zugehörig eine Textur, die zum Nach- und Weiterdenken einlädt. Spätestens auf den zweiten Blick erahnen die Zuschauer, was sich das Trio nebst heiterer Freude am Experiment, in einer zauberhaften, spätsommerlichen Kulturlandschaft auf die Fahnen geschrieben hat: Die Wirklichkeit auch vor dem aktuellen Hintergrund von Corona und Ökozid, aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen und mit der Kulturlandschaft – Biosphäre – Bliesgau auf direkte weise künstlerisch in Beziehung zu treten und eben nicht in Form eines klassischen Auftritts, einem Konzert vor Menschen. Die begleitenden Texte lassen die Intention im Kern verstehen und weben die Bilder und Klänge wie ein Gedicht zusammen.
Auf der Suche nach Hoffnungsfeldern einer ökologisch und ethisch vertretbaren Daseinsform des Menschen experimentiert die ungewöhnliche Idee letztlich auch mit der Frage, inwieweit Klangwelten, poetische Bilder und Texturen eine transformative Energie zwischen Lebewesen und Lebensraum auslösen können.
Peter Michael Lupp zum Experiment
Nachtruf
Leslie Huppert
Drive in art – die Kunst lebt
Videoprojektionen der Künstlerin Leslie Huppert projizieren den Stellenwert der Kunst in der Krise auf das mittelalterliche Bauwerk
Am Dienstag, 7. Juli 2020, wurden mit Einbruch der Nacht Videos von außergewöhnlichen Kunstwerken verschiedener Künstlerinnen und Künstler auf die Innen- und Außenfassaden der Wintringer Kapelle projiziert. Einige der künstlerischen Reflexionen, die in der nächtlichen Atmosphäre in Erscheinung traten, haben sich auch mit der Frage beschäftigt, wie die Menschheit die Zukunft dieser einzigartigen Biosphäre – der Erde – gestaltet.
Zur ProjektseiteAdventsmarkt mit Filmvorführung „Licht“
Einführung: Peter Michael Lupp im Dialog mit Valérie Hendrich, anschl. Uraufführung
Im Rahmen einer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Ort hat sich die französische Künstlerin Valérie Hendrich mittels einer filmischen Arbeit mit dem Phänomen des Lichtes und der Lichtführung des natürlichen Lichts im Raum beschäftigt. Ihre filmische Arbeit wird am Nachmittag am KulturOrt Wintringer Kapelle vorgestellt und uraufgeführt.
Eine andere Welt ist nicht nur möglich, sie ist im Entstehen. An einem stillen Tag höre ich sie atmen. Die Idee der Nachhaltigkeit macht Lust auf ein Leben, das weit ausgreift.
Arundhati Roy (indische Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin)
Adventsritual „Ein Licht für die Welt“
Der Weg in eine ökologisch tragfähige Zukunft kann nur gelingen, wenn die Menschen die Fülle der Schöpfung bewusster wahrnehmen und eine körperliche, geistige und seelische Verbundenheit mit der Erde entwickeln. Alle Gäste sind eingeladen, in diesem Sinne eine Kerze zu entzünden.